04. November 24
Derzeit gibt es vier Züge von Ho-Chi-Minh-Stadt nach Hanoi. Der schnellste Zug ist der SE2, der um 20:35 abfährt und planmäßig 33 Stunden und 25 Minuten später um 06:00 in Hanoi ankommt. Der Torsten Durchfall bleibt. Er kann sich während der langen Zugfahrt ein wenig erholen.
Die vielen Reisfelder kenne ich schon von Laos. Einige große Büffelherden samt Kälber sind schön anzusehen. Richtig interessant wird die Zugfahrt für mich erst ab Hoi An. Es gibt viel Natur zu sehen, Blicke aufs Meer. Der letzte tropische Wirbelsturm hat vor 5 Wochen Schneisen in die bewaldeten Gebiete und Dörfer gerissen.
Insgesamt ist es ein schönes Reisen, nur furchtbar laut, es rattert und knattert.
05. November 24
Hanoi gefällt mir auf Anhieb. Unser Hotel Esplendor liegt in der quirligen Altstadt, trotzdem ruhig. Hier tobt das Leben. Auf engen Straßen sehe ich ein Gewusel von Autos, Busse, Motorräder und Karren. Obst, Früchte, wirklich alle Arten von Waren, werden per Rad, Moped, Karren und auf dem Rücken bewegt. Es gibt auch Bürgersteige die aber zu 95% zweckentfremdet, entweder mit Mopeds voll geparkt sind oder zur Erweiterung der Werkstätten, Geschäfte und Esslokale genutzt werden.
Straßennamen, die nach früheren Handwerksgilden benannt sind, wie Fischgasse, Seidengasse mit schöner hochwertiger Seidenkleidung, existieren noch. Die Blumengasse, beherbergt nicht nur frische Blumen, Seiden- und Plastikblumen, auch Massen an Weihnachtsdekoration – Erinnert mich an die Zeit in China. Metallverarbeitende Gewerbe gehen über in die Papierstraße, alles eng nebeneinander.
Vietnam ist ein großer Kaffeeproduzent. Der Besitzer des Cafe Giang, ältestes Café Hanoi seit 1946, hat den Egg Kaffee erfunden. Espresso wird in aufgeschäumtes, gesüßtes Eigelb und gesüßter Kondensmilch gegeben und sammelt sich darunter - total lecker als Nachtisch. Drei Cafés, die diesen Kaffee anbieten, besuchen wir. Das Dinh13 wird vom Neffen des Egg Kaffee Erfinders geführt. Alles ganz einfache Cafés, die versteckt in den Tunnelhäusern liegen. Meist ziemlich schwer zu finden. Cafés, in die wir erst gelangen, wenn wir durch die Verkaufsräume anderer Geschäfte gehen. Danach in einen langen, fensterlosen Gang, welcher in den mittleren Bereich führt. Dort finden wir den, durch einen Lichtschacht, offenen Bereich. Manchmal ist ein kleiner Garten angelegt, manchmal einfach der Parkplatz für die Mopeds. Über Treppen gelangen wir in den hinteren Bereich des Tunnelhauses ins Café – voll interessant. Wir bekommen ungefilterte Eindrücke des wirklichen, normalen Lebens in einem Tunnelhaus.
Weil die Steuer nach Frontbreite berechnet wurde, sind die Tunnelhäuser meist nur 3 bis 5m breit, dafür 50–60m lang. Wie Reihenhäuser sind sie aneinander gepresst. Mehrere Stockwerke waren erlaubt, durften jedoch nicht die Zitadelle, den Kaiserhof, überragen.
In der Front sind die Produktionsstätten oder Verkaufsräume, während im hinteren Teil und in den oberen Etagen die privaten Räume der Familie, mit oft 3 Generationen, liegen.
Das Wasserpuppentheater Thang Long soll es schon seit dem 11.Jahrhundert geben. Wir sitzen in der Mitte vor dem Wasserbecken, das als Bühne fungiert. Rechts und links begleiten ein kleines Orchester die ganze Aufführung. In dem Wasserbecken stehen hinter einem Vorhang aus geflochtenem Bambus die Akteure, welche die auf 3 bis 4 m langen Stangen montierten Wasserpuppen bewegen. Klasse Musik, schöner Gesang und insgesamt interessante Wasserpuppenaufführung.
Dargestellt werden häufig Szenen aus dem Landleben wie etwa Fischfang, ein Flötenspieler auf einem Büffel oder ein rauchender Bauer. Außerdem sind mystische Tänze von Löwen und feuerspeienden Drachen zu sehen, sowie die vier heiligen Tiere: Phönix, kỳ lân (Qilin, das chinesische Einhorn), Long (der chinesische Drache) und Schildkröte. Ein beliebtes Motiv ist auch die Legende des zurückgegebenen Schwertes, in der dem König Le Loi, der im 15. Jh. die Chinesen aus Vietnam vertrieb, das ihm von den Göttern überlassene Schwert bei einer Bootsfahrt auf dem Hoan-Kiem-See von einer goldenen Schildkröte entrissen wird, um es den Göttern zurückzubringen.(Wikipedia)
Wir haben uns einfach treiben lassen, Leute beobachtet, Häuser bestaunt, uns gewundert, dass bei dem Chaos auf den Straßen nicht mehr Unfälle geschehen. Es scheint jeder aufeinander Rücksicht zu nehmen. Schade, dass wir nur 2 Tage in Hanoi sind. Sehr gern hätte ich noch eine geführte Fahrradtour unternommen. Die Tour im Hopp On Hopp Off war ganz gut, um einen Überblick von oben zu bekommen, aber nicht informativ, da die deutsche Erklärung über Kopfhörer sehr miserabel war.
In der „Train Street“ sehen wir einen Zug um 15:30 mit lautem Getöse durch die sehr nahe an den Gleisen sitzenden Restaurant und Café Besucher vorbei tuckern. Der ganze Straßenteil ist bunt und glitzernd geschmückt. Ein bisschen viel Party Atmosphäre.
Einige Firmen produzieren in Vietnam ihre Kollektionen. Die mindere Wahl wird in kleinen Shops der Altstadt sehr günstig verkauft. Wie schon erwähnt kann 50% herunter gehandelt werden. Wir haben einige Sportkleidung, sprich Hosen und Shirts gekauft – super günstig. Maren würde nur noch kaufen und handeln. Übrigens kommen wir häufiger mit den Händlern ins Gespräch. Alle kennen den Fußballverein Bayern München und Hitler.
Wozu gibt es Gehwege? In Hanoi sind diese zum Abstellen der Mopeds und Verkaufskarren super geeignet. Die Geschäfte nehmen sich die Freiheit, ihre Waren dort zu platzieren. Vor den Restaurants sitzen auf Kindergartenstühlen die Gäste an ebenso kleinen Tischen. Morgens früh kommen die ersten schon ab 7:00 und beginnen den Tag mit duftendem Kaffee und abends gegen 21.00/ 22.00 Uhr werden die Tore geschlossen.
Es wird 1mal am Tag gemeinsam in den Familien gegessen. Die anderen Mahlzeiten nehmen die Hanoi'er in den kleinen Restaurants oder den Garküchen auf den Gehwegen ein. Es ist immer was los, herrliches, freundliches Gewühle.
An dem gebuchten Food Street Essen führt uns der Guide durch mehrere dieser Straßenrestaurants. Wir sitzen auf diesen Kinderstühlen und probieren mehrere Gerichte. Es schmeckt alles und als Abschluss trinken wir im Café Dinh13, welches wir schon gestern am Nachmittag besucht haben, einen Egg Kaffee.
Noch einmal möchte ich erwähnen, wie freundlich und hilfsbereit die Vietnamesen sind. Sei es im Hotel, in den Geschäften, auf den Straßen, immer haben sie ein Lächeln auf den Lippen und helfen wo sie können. Wir besuchen zwischendurch das Reisebüro, das unsere Tour gebucht hat. Friends Travel Vietnam ändert auf meinen Wunsch noch Kleinigkeiten. Wir tauschen noch einmal weitere WhatsApp Nummern, so dass ich die Leiterin zu jeder Zeit erreichen kann.